Mixing und Mastering mit etwas Creme
- 09/06/2013
- Michael Krusch
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Ist Mastering heutzutage überhaupt noch nötig?
Warum es Unsinn ist, mit einem Kompressor und Equalizer in der Summe zu mischen – und warum es trotzdem so viele Profis tun
Die Mix- und Mastering-Situation haben funktional eigentlich sehr viel miteinander zu tun, liegen jedoch oft zeitlich recht weit auseinander. Das Ziel beider Vorgänge ist es, ein ausgeglichenes, kompaktes als auch dem Material adäquates Gesamtbild herzustellen.Während in der Mischung der Zugriff auf alle dazugehörigen Einzelsignale als auch deren Manipulation zur Verfügung steht, sieht sich der Mastering-Engineer der Aufgabe gegenüber, die bereits erstellte Mischung zu bearbeiten und sie auf die bevorstehende Verewigung auf dem Tonträger vorzubereiten.
Er hat dabei im Vergleich zur Mischung nur noch wenig Einfluss auf die bestehende Dynamik und die Frequenzverhältnisse der Einzelsignale sowie ihrer Pegelverhältnisse untereinander im Mix.
Grobe Fehler im Mix machen häufig eine neue Mischung erforderlich, ebenso wie ein Fehler bei der Aufnahme, z.B. ein falsch positioniertes Mikrofon oder auch ein nicht gestimmtes Instrument, in der Mix-Situation nur noch schwer ausgeglichen werden kann und das Signal unter Umständen erneut aufgenommen werden muss.
Gut, wenn da der Mixing-Engineer bereits die Ergebnisse des Masterings beim Mischen abschätzen bzw. berücksichtigen konnte…
Warum das Problem nicht gleich lösen?
Warum sich also nicht gleich in der Mischung der Gerätschaften des Masterings bedienen, um sich ein entsprechendes Bild zu machen?Zugegeben: Das Mastering sollte man dann schon dem Fachmann auf diesem Gebiet überlassen, schon allein seiner Erfahrung wegen. Auch die speziellere Ausstattung des Mastering-Studios im Hinblick auf dessen Aufgabenstellung spricht für sich und deckt wesentlich mehr Möglichkeiten der Nachbearbeitung ab.
Jedoch ist die Einbindung ähnlicher Gerätschaften in die Summe der Mischung hilfreich und vermeidet das Entstehen von im Nachhinein nicht mehr zu korrigierenden Fehlern.
Und nun zum Praktischen
Wie geht man also heran an die Mischung, wenn man mit dem Summenkompressor mischt?Nun, normalerweise nicht völlig anders als sonst. Prinzipiell ist es richtig vor dem Einsatz des Summen-EQ’s und -Kompressors, die Hauptspuren wie gewohnt miteinander zu mischen.
Welches die Hauptspuren sind, hängt von der Klangstruktur des vorliegenden Materials ab.
Die Mischung von bestimmten Signalen zu Subgruppen macht sich besonders dann bezahlt, wenn man (funktional) zusammenhängende Spuren (z.B. Streichergruppen, Bläsersätze, Perkussion und Schlagzeug o.ä.) als Ganzes in den Mix einfügen will.
Einzelne Spuren als auch die Gruppen als solche zu komprimieren und als gleichberechtigte Signale am Gesamtmix zu beteiligen, vereinfacht den Mix ungemein, da die Lautstärkeverhältnisse innerhalb der Gruppe bereits feststehen und lediglich deren Verhältnis untereinander einzustellen ist.
Steht das Grundgerüst, liegt man meist nur noch wenig unter Nominalpegel auf dem Summenbus. Das weitere Einfügen von leiseren Signalen und Effekten bringt bei vorhandener Hauptmischung meist nur noch wenig Pegelunterschiede mit sich.
Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, den Summenkompressor und evtl. auch den Summen-EQ in Betrieb zu nehmen, stellt doch das Einschalten der Summenkompression nach dem groben Einstellen der Pegelverhältnisse der einzelnen Spuren immer einen besonderen Moment dar, der dem Engineer bei einigermaßen funktionierendem Mix in der Regel ein Lächeln auf das Gesicht zaubert.
Was sich nun offenbart
Bei genauerem Hinhören stellt man dann häufig fest, dass das eine oder andere Signal an bestimmten Stellen den Mix stark dominiert und den Rest der Mischung „wegdrückt“.Ohne die Summenkompression ist dieser Effekt nur dann hörbar, wenn nicht mehr genug Headroom zur Verfügung steht, sofern die Mischung analog erfolgt - also bei richtigem Summenpegel nicht.
Da Kompressoren aber die Dynamik verringern, bleiben die leisen Signale beim Einsatz der Summenkompression „auf der Strecke“. Die Lautheitsunterschiede des Gesamtsignals werden kleiner und deshalb hat gewissermaßen nur ein bestimmter Summenpegel Platz in der verbleibenden Gesamtdynamik.
Wir machen was Gutes draus
Diesen Effekt kann man sich sehr gut zu Nutze machen, um das Levelling der Signale auszugleichen. So bekommt der gesamte Mix einen homogenen Lautstärkeverlauf, ohne bereits einen Limiter einzusetzen.Sind beispielsweise die Hihat-Becken im Pegel zu hoch, geht die Lautstärke der restlichen Instrumente bei ihrem Einsetzen zurück. Wesentlich schwerer ist es, den richtigen Pegel der Hihat ohne den Kompressor festzulegen. Geübte und erfahrene Mixing-Engineers werden dem widersprechen – natürlich orientiert sich das Levelling bestimmter Signale nicht (ausschließlich) an technischen Gesichtspunkten.
Ganz im Gegenteil: Aus dem zu mischenden Material ergeben sich die Lautstärkeverhältnisse unter künstlerischen Aspekten.
Was der Equalizer damit zu tun hat
Dennoch ist ein ausgeglichener Frequenzgang der Summe entscheidend für das Hörempfinden. Zuwenig Höhen bzw. zu wenig Pegel von in diesem Frequenzbereich angesiedelten Instrumenten lassen den Mix oft „sumpfig“ und wenig frisch klingen.Andererseits ergibt sich oft ein harsches oder kaltes Bild, wenn die Wärme des Bassbereiches fehlt. Bereits an diesem Beispiel wird deutlich, wie eng Mix und Mastering beieinander liegen. Der Mixing-Engineer hat wesentlich selektivere Möglichkeiten, dem Mix ein bestimmtes „Aussehen“ zu verleihen.
Neben der Beeinflussung des Frequenzganges und der Dynamik einzelner Instrumente oder Gruppen steht ihm mit dem einfachen Levelling verwendeter Spuren zur Herstellung eines homogenen Spektrums ein Mittel zur Verfügung, auf welches kein Mastering-Engineer mehr zurückgreifen kann.
Diese Methoden der Dynamik-, Frequenz- und Pegelbeeinflussung sind auf jeden Fall dem Einsatz der Multibandkompression und heftigen Eingriffen in den Frequenzgang des Gesamtsignals mittels EQ auf der Summe vorzuziehen.
Die Mittel des Masterings stellen in dieser Hinsicht meist „nur“ eine Ergänzung der bereits im Mix vorhandenen Möglichkeiten dar, jedoch keinen Ersatz.
Damit diese in ergänzender Weise zum Einsatz kommen können, ist es sinnvoll, bereits im Mix Verhältnisse zu schaffen, die dem Engineer helfen, die Situation des Masterings richtig einschätzen zu können.
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