Side-Chain – was das ist und was nicht, Teil 2

Side-Chain – was das ist und was nicht, Teil 2

  • 24.09.2013
  • Michael Krusch
  • Artikel
  • Grundlagen
  • Kompression

Was du denkst, was es ist

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, hiermit sei lediglich der separate Sidechain-Eingang eines Kompressors gemeint, und nur solche Kompressoren besäßen auch eine Sidechain, ist diese Baugruppe in allen Kompressoren zu finden.

Was es wirklich ist

Der Begriff leitet sich aus dem internen Signalfluss des Kompressors ab und bezeichnet den zum eigentlichen Hauptsignalweg geführten parallelen Signalweg zur Erzeugung des Steuersignals.

Lediglich das Eingangssignal dieser Baugruppe ist bei Geräten mit separatem Sidechain-Eingang wählbar und muss nicht zwingend das zu bearbeitende Signal selbst sein.
Hier kann theoretisch jedes Signal eingespeist werden, um die Steuerung des Regelverstärkers zu definieren, sofern es im richtigen Pegelbereich liegt. Die eigentliche Funktion der Sidechain ist es, aus deren Eingangssignal ein für den Regelverstärker geeignetes Steuersignal zu gewinnen.
In der Regel dient dazu das zu bearbeitende Audiosignal selbst. Aus dem Pegelverlauf dieses Signals wird eine Spannung erzeugt, welche die Verstärkung des Hauptsignalweges steuert – die Steuerspannung.

Wie es funktioniert

Nun ist diese Aufbereitung nicht überall identisch, da auch nicht überall die gleichen Baugruppen zur Beeinflussung des Signalpegels verwendet werden. Die Art des Regelverstärkers gibt im Prinzip vor, welches Steuersignal gebraucht wird und bestimmt damit dessen Aufbereitung.

Die vorliegende Darstellung gibt daher auch nur das allgemeine Prinzip wieder. Je nachdem, ob eine Röhre, ein Optokoppler, Feldeffekttransistor oder auch ein VCA angesteuert werden muss, kann die Sidechain variieren. Die Funktionsbaugruppen lassen sich jedoch fast überall finden.

Prinzipiell kann man die Sidechain in Verstärker, Gleichrichter und Integrator unterteilen. Häufig ist auch noch ein mehr oder weniger variierbares Filter für Eingriffe in den Frequenzgang des Steuersignals (meist am Eingang) der Sidechain zu finden. Über die Eingangsverstärkung der Sidechain wird der Grad der Kompression – die Ratio – festgelegt. Dem verstärkten Signal wird dann ein Spannungsversatz hinzugefügt. Er bestimmt in der Folge den Threshold oder Schwellwert, ab welchem die Kompression einsetzt.

Der nachfolgende Gleichrichter sorgt dafür, dass aus dem Wechselsignal ein unipolares Signal wird. Ansprech- (Attack) und Abfallzeit (Release) werden nun über RC-Glieder meist in Kombination mit einem Operationsverstärker festgelegt. Die versetzte und gleichgerichtete Spannung wird zum Laden und Entladen eines Kondensators genutzt.

Bei festgelegter Größe des Kondensators bestimmen variable Widerstände (Attack und Releasepotentiometer), über welche die Lade- und Entladeströme fließen, die Zeit, die vergeht, bis sich eine bestimmte Kondensatorspannung einstellt. Sie eilt dem Eingangsspannungsverlauf gewissermaßen hinterher und ist für eine Verformung, genauer eine „Glättung“, des Steuersignals verantwortlich.

Das so erzeugte Signal wird schließlich dem Regelverstärker im Hauptsignalweg zugeführt und steuert den gesamten Verstärkungsvorgang.
Falls du Teil 1 und Teil 3 unseres Side-Chain-Spezials noch nicht gelesen hast, hole es unbedingt nach.
Side-Chain – was das ist und was nicht, Teil 1
Side-Chain – was das ist und was nicht, Teil 2
Side-Chain – was das ist und was nicht, Teil 3
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